Barocke Pracht: Die schönsten Sehenswürdigkeiten in Noto, Sizilien

Noto ist der Hauptstadt des sizilianischen Barocks. Sie liegt 35 Kilometer südwestlich von Syrakus am Fusse der Monti Iblei. Noto wirkt wie eine sorgfältig komponierte Filmkulisse mit imposanten Kirchen, Klöstern und Palazzi, die im Abendlicht honiggelb glänzen. Der italienische Kunsthistoriker Cesare Brandi sprach einmal liebevoll vom „giardino di pietra“, dem Steingarten.

Dass Noto heute so bezaubernd daher kommt, hat seinen Ursprung in einer Katastrophe. Die Stadt wurde 1693 bei einem Erdbeben komplett zerstört – und danach acht Kilometer weiter unten im Tal wieder aufgebaut. In den darauf folgenden Jahrzehnten wurden die besten Architekten der Zeit engagiert. Sie bauten Noto im Stile des sizilianischen Barocks innerhalb weniger Jahrzehnte wieder auf und folgten dabei einem strengen Rastersystem.

Das sind die schönsten Sehenswürdigkeiten in Noto:

Cattedrale di San Nicolò

Das unbestrittene Wahrzeichen von Noto ist die Kathedrale San Nicolò. Vom Corso zur Kathedrale führt eine dreifach unterbrochene Treppenflucht. Die majestätische Barockfassade wird von zwei quadratischen Glockentürmen flankiert.

Der Bau wurde Anfang des 18. Jahrhunderts begonnen und 1776 vollendet. Die Kuppel der Kathedrale stürzte 1996 bei einem Sturm ein. Einer der Gründe: Ein Erdbeben im Jahr zuvor hatte zu strukturellen Schwächen geführt, die nie behoben wurden. Von 1999 bis 2007 wurde die Kathedrale restauriert und erstrahlt seitdem in neuem Glanz.

Palazzo Ducezio

Gegenüber von der Kathedrale steht der neoklassizistische Palazzo Ducezio, heute Sitz der Stadtverwaltung. Das Gebäude ist von einer prächtigen Loggia umgeben, das leicht zurückgesetzte Obergeschoss fällt durch seine grossen Fenster auf. Netino Vincenzo Sinatra entwarf das Bauwerk 1746 nach dem Vorbild einiger französischer Paläste aus dem 17. Jahrhundert. Der Palazzo wurde jedoch erst 1830 fertiggestellt.

Im Inneren befindet sich das Rathaus von Noto. Besucherinnen und Besucher können einen Eintrittskarte (2 Euro) kaufen und den Spiegelsaal besichtigen. Vom Eingang führt eine Treppe in einen ovalen Saal, der mit Stuck, Gold und prächtigen Spiegeln verziert ist. Von hier aus haben Sie auch Zugang zur Panoramaterrasse, von der aus Sie einen der schönsten Ausblicke auf die Kathedrale von Noto haben.

Corso Vittorio Emanuele, Noto

Der Corso Vittorio Emanuele ist der Laufsteg von Noto. Der Boulevard wird gesäumt von Klöstern, Kirchen und Adelspalästen. Ein atemberaubendes Kunstwerk folgt auf das nächste. Wer Noto besucht, folgt dem Corso am besten zu Fuss und macht zwischendurch Halt in einem der vielen Strassencafés. Am schönsten ist die Flaniermeile am Abend, wenn die Sonne die Gebäude in ein sattes Honiggelb taucht.

Palazzo Castelluccio

Der Palazzo Castelluccio gehörte einer der ältesten sizilianischen Familien in Noto, den Di Lorenzo, Marchesi von Castelluccio. Das Gebäude wurde 1782 erbaut, in der Zeit nach dem verheerenden Erdbeben von 1693. Die Fassade an der Via Cavour ist nicht im typischen Barockstil gehalten, sondern folgt eher dem neoklassizistischen Geschmack des 18. Jahrhunderts. Nach dem Tod des letzten Marchese ging der Palast in den Besitz des Malteserritterordens über, der ihn bis 2011 behielt.

Der Palazzo schlummerte lange vor sich ihn, bevor der französische Journalist und Dokumentarfilmer Jean-Louis Remilleux im Jahr 2012 das Anwesen kaufte. Remilleux verbrachte die nächsten vier Jahre mit der Renovierung des Gebäudes und machte es schliesslich 2018 der Öffentlichkeit wieder zugänglich.

Teatro Tina di Lorenzo

Das Teatro Tina Di Lorenzo liegt an der Piazza XVI Maggio im historischen Zentrum Notos. Es verfügt über 308 Sitzplätze, darunter vier Logenreihen und eine Galerie mit 88 Plätzen. Das 1870 eingeweihte Gebäude wurde vom Ingenieur Francesco Sortino entworfen, der sich dabei vom Theater San Carlo in Neapel inspirieren liess.

Das neoklassizistische Gebäude besteht aus zwei Stockwerken und hat eine Fassade mit korinthischen Pilastern. Zu den reichen Verzierungen gehören Harfen, Geigen, Trompeten und Kapitelle mit floralen Motiven. Der Innenraum beeindruckt durch seine stuckverzierten Decken und die Logen mit den tiefroten Vorhängen.

Früher war das Theater als „Teatro comunale Vittorio Emanuele III“ bekannt und ist seit 2012 nach der italienischen Stummfilmdarstellerin Tina Di Lorenzo benannt, die dort mehrmals aufgetreten ist.

Chiesa San Domenico

San Domenico ist eine römisch-katholische Kirche im Barockstil in der Via Matteo Raeli gegenüber der Piazza XVI Maggio. Die Kirche gilt als eines der Meisterwerke des Architekten Rosario Gagliardi und wurde zwischen 1703 und 1727 als Klosterkirche für die Dominikanerpatres erbaut.

Das charakteristische Element des Bauwerks ist die nach aussen gewölbte Fassade. Diese ist gestalterisch zweigeteilt – die untere im dorischen Stil und die obere im ionischen Stil. San Domenico liegt leicht erhöht über dem Park mit der Fontana d’Ercole, gleich gegenüber dem Teatro Tina Di Lorenzo.

Le Scalinate – die Treppen von Noto

Jedes Jahr im Mai verwandelt sich Noto anlässlich der „Infiorata“ in einen Blumengarten. An jenem Tag können Besucherinnen und Besucher auf der Via Corrado Nicolaci aus Blütenblättern zusammengesetzte Blumenmosaike bestaunen.

Eine moderne Variante der Mosaike sind die grafischen Installationen auf mehreren Treppen Notos – ebenfalls eingeweiht anlässlich der „Infiorata“. Zum Beispiel jene des Designers Carlo Coniglio in der Via Fratelli Bandiera und jene von Emilio Ruggeri in der Via Mariannina Coffa.

Porta Reale

Die Porta Reale (Königliches Tor) von Noto ist ein großer Triumphbogen, der den Beginn des Corso Vittorio Emanuele, der Hauptstrasse der Stadt, markiert. Dieses Denkmal ist auch unter dem Namen Porta Ferdinandea bekannt. Sie wurde zu Ehren von König Ferdinand von Bourbon errichtet und am 5. Oktober 1838 anlässlich des Besuchs des Herrschers in Noto eingeweiht.

Der Marchese von Cannicarao, dessen Adelspalast sich in der Via Cavour befindet, gab den Bau der Porta Reale in Auftrag. Eines der beiden Wappen, die über dem Bogen zu sehen sind, ist das Wappen der Familie Cannicarao. Das andere ist das Symbol der Stadt Noto. Der Entwurf der Porta Ferdinandea stammt vom neapolitanischen Architekten Orazio Angelini.

Chiesa di Montevergine

Am Ende der Via Nicolaci befindet sich die römisch-katholische Chiesa di Montevergine (Kirche von Montevergine), auch bekannt als San Girolamo. Sie wurde zwischen 1695 und 1697 für die Benediktinerinnen des Ordens von Monte Vergine gebaut.

Die Fassade der Kirche mit ihrer eigentümlichen konkaven Form weist keine barocken Verzierungen auf, sondern eine einfache und symmetrische lineare Architektur mit zwei seitlichen Glockentürmen. Das Bauwerk wurde 1748 von Vincenzo Sinatra fertiggestellt. Vom Glockenturm aus können Besucherinnen und Besucher die Altstadt von Noto bewundern. Im Inneren der Kirche befindet sich eine Dauerausstellung über die sechs Bruderschaften von Noto (Confraternite di Noto).

Die Chiesa di Montevergine bildet den Abschluss der Via Nicolaci, die jedes Jahr während der “Infiorata di Noto” mit farbigen Blumenmosaiken geschmückt wird. In den vergangenen Jahren ist sie durch die Dreharbeiten für die Fernsehserie “Il Commissario Montalbano” noch bekannter geworden.

Adresse: Via Camillo Benso Conte di Cavour, 46, 96017 Noto SR (Google Maps)

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